Reden, Fragen und Bitten hilft!

Oft brauchen wir im Alltag die Unterstützung von Menschen. In dieser Episode geht es um ganz einfache Dinge – mit enormer Wirkung im Geschäfts- und Privatleben.

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Inhalt der Episode

Was machen Sie, wenn sie etwas sehen, das Sie auch haben möchten? Sie fragen nach, was Sie machen müssen, um das ebenfalls zu bekommen. Immer, wenn Sie das Bedürfnis haben, mehr wissen zu wollen, müssen Sie fragen. Diese Folge des Podcasts beschäftigt sich folglich mit dem Prinzip „ASK“. Thomas Göller vertritt dabei die Ansicht: „Ein Ja kannst du kriegen, ein nein hast du schon.“ Häufig wird die Kooperationsfähigkeit von Menschen unterschätzt. Als soziale Wesen möchten sie gerne miteinander interagieren. Besonders das Prinzip „Geben vor Nehmen“ steht im Vordergrund. Doch was bedeutet dies konkret? Wie wirkt sich so etwas auf die Psyche des Menschen aus? Thomas Göller geht auf das Prinzip „ASK“ ein und berichtet von interessanten Studien, in denen Probanden andere etwas gefragt haben, um z.B. in einer Warteschlange vorgelassen zu werden. Wie wirkt es sich aus, wenn eine Frage nicht nur einfach gestellt, sondern auch begründet wird? Und wie ausführlich muss die Begründung sein, um bei dem Gegenüber die gewollte Reaktion auszulösen? Auch die Toleranzfähigkeit wird thematisiert. Dabei geht es nicht darum, die Meinung des anderen anzunehmen, sondern sie zu tolerieren. Auch dafür sind Begründungen wichtig.

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Transkript zu dieser Episode

Volker: Lass uns heute mal so anfangen. Ich erzähle mal von einer Fortbildung, das war ein Videokurs, den habe ich mir gekauft für viel Geld und habe mir den angeschaut und war fast fertig. Dachte schon, da hast du viel Geld für nichts ausgegeben. Aber dann ist in der letzten Lektion etwas passiert. Da hat der Referent, ich sage jetzt auch gar nicht, wer es ist, vielleicht erkennt der ein oder andere das wieder, das Prinzip „ask“ vorgestellt, was ganz simples. Das heißt, du siehst irgendetwas und denkst Wow, das will ich auch haben. Und dann frage bitte einfach bei demjenigen: Was muss ich tun, um es zu bekommen oder kann ich das bekommen? Immer fragen. Das heißt bei allem, wo man denkt, man hat irgendwie das Bedürfnis mehr zu wissen: fragen! Ich bringe das hier bei mir auf die Interview Situation, zum Beispiel in meiner Radiosendung. Wenn ich jemanden interessantes finde, dann frage ich den, egal wie abartig das ist oder wie unerreichbar es erst mal scheint, frage ich und musste tatsächlich feststellen, das Versprechen ,in 90 Prozent der Fälle hat man mehr als wenn man nicht fragt, ist erfüllt worden. Und für mich ist dieses Prinzip Alltag geworden.

Thomas: Ja, genau. Das kennen viele, hat unsere Großmutter immer gesagt. Die hat gesagt: Ein Ja kannst du kriegen, ein nein hast du schon.

Volker: Genau. Und da ist wirklich was Wahres dran. Also ich glaube, wir unterschätzen manchmal auch die Kooperationsfähigkeit von Menschen.

Thomas: Nicht nur das, nicht nur die Fähigkeit, sondern auch den Willen. Wir sind soziale Wesen, wir wollen miteinander interagieren. Und da gibt es auch wissenschaftliche Studien, dass zum Beispiel dieser Impuls genetisch verankert ist, das kann man youtuben, glaube ich, ist das Verb von YouTube. Kann man youtuben. Da gibt es Filme, dass kleine Babys, die also nun wirklich noch keinen Charakter haben im Sinne von sie sind noch nicht geprägt durch die Umwelt, sondern da ist nur Genetik. In dem Moment, in dem sie sich einigermaßen frei bewegen können, also nicht so herumgetragen werden müssen, sondern so schon auf dem Stühlchen sich bewegen können. Wenn du da vor den sitzt und was runterfallen lässt, also vermeintlich unabsichtlich, ja, du stößt mit dem Ellenbogen irgendwo gegen und es fällt irgendwas runter, dann wollen die sich bücken und es aufheben und dir geben. Da gibt es ganz tolle Videos. Die wollen das nicht für sich haben, sondern die heben es auf und geben es dir, die wollen dir helfen. Und dieses Helferding, das ist einfach. Das kann man auch bei Schimpansen feststellen. Das gleiche gibt es auch mit Schimpansen. Das ist offensichtlich bei allen Primaten, wo wir Menschen dazugehören, tief genetisch verankert. Deswegen dieses Fragen und um Hilfe bitten, das löst was aus in uns. Ja, aber erst mal finde ich es sehr spannend, was du als Einstieg da genommen hast, weil das hat dann noch eine andere Dimension. Nämlich manchmal kriegen wir das gar nicht geregelt, wo etwas herkommt, wo ein Nutzen herkommt. Und wenn wir jetzt rein faktisch sagen würden, okay, du hast jetzt da eine bestimmte Summe X ausgegeben, Zeit investiert und 98 Prozent dieser Investition war Müll. Und dann kommt dieser eine Impuls und der schlägt alles. Das finde ich extrem spannend. Also zum Beispiel, wenn wir sagen, na ja, wir haben jetzt einen gemeinsamen Bekannten und da gibt es Empfehlungen und irgendeiner von uns kriegt den als Kunde. Warum ist der Kunde jetzt gekommen? Zu dir zum Beispiel. Warum hast du ihn jetzt gekriegt? Können wir jetzt, wenn es zum Beispiel um Provisionsregelungen gehen würde, wenn wir sagen ich schick dir den Kunden, du zahlst Provision, was wir beide nicht machen, weil wir da anders denken, aber angenommen, es wäre so. Dann ist die Frage, wir könnten das von außen jetzt analysieren und sagen: Wer hat was, wie viel, wie lange mit wem geredet, in welcher Situation? Und vielleicht würden wir das sogar wissen, wenn wir das wissenschaftlich tracken würden, irgendwie hinkriegen und sagen, okay, der hat mehr Anteil oder der hat mehr Anteil. Und wenn wir dann die Perspektive wechseln und denjenigen fragen, dann sagt er, das waren 98 Prozent, hat der mehr geredet und mehr überzeugt und mehr das. Aber der andere hat an einer Stelle gesagt: Nimm das Prinzip ask. Und das hat mich so umgehauen, dass ich gesagt habe, das ist geil. Wenn ich bei jeder Session nur so einen Impuls bekomme, dann ist das mehr wert wie alles andere. Und deswegen Wir wissen nicht, wo die Sachen herkommen. Und es spielt auch keine Rolle, dahin zu gucken. Das ist wirklich extrem spannend, finde ich.

Volker: Ich habe jetzt grade im Hinterkopf, das ist so ein bisschen so ein Abzweig jetzt hier in unserem Gespräch. Aber ich habe dir mal eine Kundin geschickt und das war auch sehr erfolgreich. Die fühlte sich gut beraten und in der Beratung hast du sie mir dann wieder zurückgeschickt. Und ich habe das beim ersten Mal gar nicht gesehen. Und das sind diese Dinge. Manche Sachen kannst du gar nicht planen.

Thomas: Ja, das muss man vielleicht die Erklärung dazu sagen. Diese Kundin, die kam, du hast ja nicht mit ihr gearbeitet, sondern du hast mit ihrem Mann gearbeitet oder hast mit irgendwas mit ihrem Mann zu tun gehabt. Und so ist das gekommen und praktisch über diesen Umweg. Und dann habe ich gesagt zu dieser Kundin, ich habe da einen Bekannten. Ich habe das gar nicht mehr auf dem Schirm, dass der Kontakt über dich kam. Und ich habe gesagt, „ich kenne da jemand, den Volker Pietzsch. Da ging es um das Thema Podcast und so weiter. Da müssen Sie mal vorstellig werden. Und ich stelle auch gerne Kontakt her“. Wenn ich mich richtig entsinne, habe ich sogar den Kontakt hergestellt. Da hast du gesagt: „Ja, die kenne ich. Die kam doch über mich.“

Volker: Aber das sind halt die schönen Wege und ich glaube, dieses Beispiel zeigt sehr schön auf: Wir können Dinge nicht messen und ich bin mittlerweile auch ein großer Freund, es gar nicht mehr zu tun.

Thomas: Dazu kann man jetzt natürlich das Ganze noch so ein bisschen esoterisch aufbauen und sagen, na ja, das Universum… Für mich kommt das Prinzip geben vor nehmen und dieses Prinzip geben vor nehmen ist halt sehr universell. Um das mal ein bisschen zu öffnen. Es geht nicht darum, dass, wenn ich dir eine Weihnachtskarte schicke, dass du mir eine Weihnachtskarte zurückschickst. Das ist nicht der Punkt, um den es geht, sondern es geht darum, wenn ich irgendetwas mache, das ich das mache, nicht um etwas zurückzubekommen, sondern weil es gerne tue. Und ob es dann zurückkommt, davon bin ich fest überzeugt, dass es zurückkommt, aber von wem und auf welche Art und Weise vor allen Dingen. Es geht ja nicht darum, dass du auch eine Karte schickst, sondern du schickst mir dann vielleicht einen Kunden oder sonst irgendwas. Aber nicht du schickst mir den Kunden ja nicht, weil ich eine Weihnachtskarte geschrieben habe oder sowas, sondern die Wege sind manchmal so verschlungen. Ich glaube, wir Menschen sind völlig überheblich, wenn wir versuchen, das zu analysieren und zu tragen, wie man neudeutsch sagt.

Volker: Wir machen auch ein bisschen esoterisch weiter. Ich finde es auch okay, wenn mir jemand einen guten Gedanken schickt.

Thomas: Ja, genau. Absolut. Ja, da gibt es auch wunderbare Tests. Wir können so psychologische Tests machen, über die kann man kontrovers diskutieren. Der Punkt ist, wenn man das sieht. Derjenige, der getestet wird, der spürt, dass das kein Fake ist. Alle anderen, die zugucken, denken, es könnte auch gefaked sein. Aber derjenige, der da kinesiologisch, also Muskelbewegungen getestet wird, der merkt das. Und wenn ich halt wirklich die Menschen im Raum, also wenn ich ein großes Auditorium habe, wenn ich die bitte, sehr negativ an jemanden zu denken, ohne dass derjenige das mitkriegt oder umgekehrt, sehr positiv an jemand zu denken, auch ohne dass der das mitkriegt, dann fallen diese Befindlichkeiten des Probanden völlig unterschiedlich aus. Und dann merkt man, jawohl, es macht einen Unterschied, auch nur die Gedanken. Da gibt es viele Beweise. Das ist halt nicht Zahlen, Daten, Technik, sondern das ist empirisch. Wir stellen fest, dass das funktioniert. Frag mich nicht warum. Ich will es auch nicht wissen. Ich glaube, das ist überheblich, hier auch wieder zu versuchen, das zu erklären. Tatsache ist, jeder spürt das. Jeder spürt, wenn im Bus oder in der Bahn jemand hinter einem steht und einen auf den Nacken guckt. Jeder spürt das. Wwir haben hinten keine Augen. Wieso spüren wir das?

Volker: Ja, das ist faszinierend. Gibt es so was? Ich habe mit diesem Prinzip ASK angefangen. Also man merkt, es hat sich jemand aus den USA geholt. Gibt es so was auch in den über 35 Stunden in der Unternehmer Akademie? So ein ähnliches Prinzip?

Thomas: Ja, das gibt es tatsächlich. Ich finde das faszinierend mit dem Fragen, weil das bringt es auf den Punkt. Ich habe es ein bisschen anders dargestellt und ich habe gesagt, wenn du was haben willst, frag einfach danach. Bitte um Hilfe, bitte jemanden. Also dieses Wort bitte hat einen unglaublichen Auslöser und da gibt es eine schöne Story, die komischerweise auch aus den USA ist von Dan Ariely. Wobei das ursprünglich kein Amerikaner ist, aber er hat die amerikanische Staatsbürgerschaft mittlerweile. Der hat ein wunderbares Buch geschrieben, was ich immer wieder empfehle. Das heißt „Denken hilft zwar, nützt aber nix“. Und das heißt im englischen Original, also wenn der Titel wörtlich ins Deutsche übersetzt worden wäre, würde das heißen „vorhersehbar irrational“, weil Menschen sind absolut irrational, ihre Handlung, das Gute ist, es ist vorhersehbar und der hat ein Szenario dargestellt. Ariely ist ein Verhaltensökonome und der prüft einfach empirisch, und da sind wir wieder beim Thema: Wie verhalten sich Menschen und nicht wie müssen sie sich technisch wissenschaftlich verhalten, sondern wie verhalten sich tatsächlich? Und dann hat er zum Beispiel mit seinen Studenten folgenden Test gemacht: Es gibt in diesen Unis, das ist schon eine Zeit lang her, da gab es noch diese Kopierautomaten und da konnte man 10 Cent einwerfen oder 20 Cent und da konnte man eine Kopie machen. Und auf jedem Stockwerk in der Uni gab es so einen Kopierautomaten und es waren immer lange Schlangen davor. Und logischerweise waren die Leute genervt wenn sie in der Schlange stehen und warten. Da hat er überlegt, was musst du machen um vorgelassen zu werden? Und dann hat er gesagt, ja einfach fragen. Das war der erste Test und dann hat er gesagt kannst du mich bitte vorlassen? Und dann hat er gemessen, wie viele Menschen den Probanden eben vorlassen. Und ganz verblüffend ist, dass ihn tatsächlich einige Menschen vorgelassen haben, also deutlich über 20 Prozent, was ich schon beachtlich finde, weil alle stehen an, um Kopien zu machen und du fragst, würdest du mich vor lassen? Und einige Menschen lassen dich vor. Also das ist das Prinzip ask, das funktioniert. Was Dan Ariely dann gemacht hat, ist, wie kriege ich die Quote jetzt verändert oder ändert sich überhaupt was? Das ging gar nicht um die Intention, die Quote zu verbessern, sondern er hat geguckt, was passiert denn, wenn ich die Frage anders stelle und hat dann gesagt, was passiert, wenn ich da eine unglaublich gute Begründung mit abliefere? Und dann hat er den Probanden folgendes fragen lassen, hat nämlich die Bitte dann begründet, und zwar folgendermaßen: Er hat gesagt „Würdest du mich bitte vorlassen, weil ich muss dringend eine Kopie machen. Mein Vater liegt im Sterben und wir brauchen dieses Dokument. Das muss er bitte vor seinem Tod noch unterschreiben. Das ist ganz wichtig. Würdest du mich bitte vorlassen?“ Und dann hat er eben gemessen, wie viele Menschen ihn vorlassen, also dem Probanden. Was glaubst du, wie viele Menschen das gemacht haben?

Volker: Also in meiner Idealvorstellung müssten es alle sein, aber ich befürchte fast nein.

Thomas: Ja, witzigerweise, vom Gefühl her kann es jeder unterschreiben. Es müssten alle sein. Es waren tatsächlich nicht alle, aber es waren extrem viele. Also ich kriege die Zahl nicht mehr genau zusammen. Kann man dem Buch nachlesen, aber um die 85 Prozent haben ihn tatsächlich vorgelassen.

Volker: Was für die Kooperation der Menschen spricht, definitiv für die Mehrheit.

Thomas: Aber es ist auch eine beeindruckende Begründung. Beeindruckende Geschichte, die emotional berührt. Es ist schon eine Hammer Begründung, muss man sagen. Die Frage ist: Glaube ich das? Oder erzählt er diese Story? Weil sie war ja nicht echt. Wenn sie echt gewesen wäre, vielleicht, und da sind wir wieder beim Universum, bei der Esoterik. Was wäre passiert, wenn die Geschichte echt gewesen wäre? Möglicherweise hätten ihn dann alle vorgelassen. Es haben ihn aber nicht alle vorgelassen. Vielleicht waren diese 15 Prozent, die ihn nicht vorgelassen haben, die Menschen, die gemerkt haben, dass das Fake ist. Das es eine ausgedachte Geschichte ist, weil er sie einfach emotional nicht so rübergebracht hat, wie wenn sein Vater wirklich im Sterben liegen würde. Das mag ja sein. Aber Dan Ariely wäre nicht er, wenn er nicht einen weiteren Test gemacht hat. Und es ist okay, wir gucken mal. Offensichtlich ist es so, wenn ich meine Bitte meine Frage begründe, dass da ein signifikant höherer Effekt entsteht. Aber vielleicht war die Geschichte so krass, dass ich einfach nur die Geschichte hätte erzählen müssen und gar nicht fragen müssen und jeder hätte mich vorgelassen. Ich probiere es mal mit einer anderen Begründung und dann hat er einen dritten Versuch gemacht. Auch wieder mit einer Begründung, also mit einer Frage, mit einer Bitte und einer Begründung. Und habe gesagt: Würdest du mich bitte vorlassen? Ich muss dringend Kopien machen.

Volker: Muss man erst einen Moment sacken lassen, weil das ist ja keine Begründung in dem Sinne, das wollen ja alle.

Thomas: Jeder, der in dieser Schlange steht, niemand steht in der Schlange, um sich einen Kaffee zu ziehen, weil die stehen in der Schlange vor dem Kopierer. Also das ist eine selten dämliche Begründung, auf Deutsch gesagt, weil jeder steht da und man würde erwarten, dass jeder sagst, sag mal, tickst du noch ganz sauber? Was glaubst du eigentlich, warum ich hier anstehe, um mir die Zeit zu vertreiben, um nette Gespräche zu führen oder sowas? Aber die Frage ist: Wie viel haben wir aufgrund dieser Begründung und dieser Frage vorgelassen?

Volker: Ich glaube, wahrscheinlich gibt es schon Menschen, die ihn vorgelassen haben.

Thomas: Und der Witz an der Sache ist: Es waren tatsächlich fast genauso viele, also auch deutlich über 80 Prozent. Und das bedeutet, eine Frage zu stellen, mit einer Bitte gekoppelt und diese zu begründen, das ist elementar. Diese Begründung hat den Unterschied am Ende des Tages ausgemacht, auch wenn die Begründung völlig gaga war. Vielleicht war es so, dass die Menschen einfach nur eine Begründung haben wollen, ob die nun sinnvoll ist oder nicht. Aber Menschen wollen einen Grund haben. Wir könnten es einen Podcast draus machen und sagen, wenn du Mitarbeiter aktivieren willst, motivieren willst, dann musst du denen einen Grund liefern, warum sie was machen sollen. Und ich glaube, dass dieses Urprinzip da wirkt. Menschen brauchen eine Begründung, um eine Handlung auszuführen und deswegen, ja, das Prinzip ask haben wir in der Unternehmer Academy auch in einem der ersten Kapitel. Ich habe das anders genannt. Deswegen vielen Dank für den Impuls. Fragen hilft. Nicht nur reden hilft, sondern auch Fragen. Aber Menschen, kannst du mir helfen? Kannst du mich unterstützen? Und wenn du eine Begründung dazu lieferst, ist das klasse. Ich sag dir ein anderes Beispiel, wo diese Begründung eine große Rolle spielt. Wir haben ja auch schon über Rhetorik und Worte und Sprache gesprochen und es gibt ja so diese Geschichte offene und geschlossene Fragen. Kennt, glaube ich, jeder. Wenn du ein Gespräch führen willst, zum Beispiel du als Moderator auf einem Sender und du stellst eine geschlossene Frage, dann musst du damit rechnen, dass dein Gegenüber mit Ja oder Nein antwortet. Haben sie es gut gefunden? Ja oder nein. Und dann ist Stille, dann ist es nicht wirklich ein Gespräch. Also wirst du als Moderator, vermute ich mal, vor allen Dingen gerne offene Fragen stellen. Also wie haben Sie hierher gefunden? Dann muss er sagen, also es war ganz leicht, ich habe Google zu Hilfe genommen oder was auch immer. Also du kriegst zumindest mal eine etwas umfangreichere Antwort, wenn du eine offene Frage stellst. So, und es gibt natürlich keine Regel ohne Ausnahme. Die Frage „warum“ ist ja auch eine offene Frage. Man sagt, offene Fragen sind W-Fragen: Wann, wie, warum, wieso und wieso und warum. Das sind meiner Meinung nach im ersten Schritt mal verbotene Fragen. Weil die Frage „Warum“ ist eine Rechtfertigungsfrage. Das ist eine Frage, wo sich der Gegenüber, die Gegenüber, das Gegenüber rechtfertigen muss. Das kriegst du zum Beispiel bei Verhören mit, bei Polizei Verhören. Warum haben Sie das gemacht? Das kennst du als Kind. Deine Eltern haben gesagt, warum hast du dein Zimmer nicht aufgeräumt? Ja, keine Ahnung, weil ich keine Lust hatte. Ich muss mich irgendwie rechtfertigen, habe immer ein schlechtes Gefühl, wenn ich mit Warum traktiert werde. Spannenderweise löst sich das auf, wenn du die Frage mit dem Warum begründest.

Volker: Ich mache jetzt auch mein erster Gedankengang. Wenn ich irgendetwas wissen will und sage, das fragt man jetzt eigentlich nicht, dann sagt man halt so was wie Entschuldigung, ich habe das jetzt gerade gesehen und ich weiß auch, es geht mich irgendwie nichts an, aber trotzdem und witzigerweise ja, manchmal kriegst du die Antwort ist „ja, es geht Sie nichts an“, aber in den meisten Fällen hast du auch wieder die Kooperation der anderen Seite.

Thomas: Ja, aber was ich meine es geht noch ein Stückchen weiter, wenn du begründet, warum es dich interessiert. Ich frage deswegen, weil ich bin in einer ähnlichen Situation und ich finde das so spannend. Würden Sie mir dennoch eine Auskunft geben, weil ich habe gerade das Gefühl, es bringt mich wirklich weiter, wenn Sie mir die Antwort geben. So als Beispiel. Und dann ist der andere bereit und ist vielleicht sogar dankbar für die Frage, dann dreht sich das Prinzip komplett um. Also mit diesen Begründungen von Fragen, also da würde ich jetzt sogar einen draufsetzen und sagen, dieses ask ist ein geiles Prinzip. Nein, hast du schon, ein Ja kannst du kriegen, wie meine Großmutter immer gesagt hat. Und das ist ja ein altbekanntes Prinzip. Ist ja nicht von mir, ist auch nicht von meiner Großmutter. Das ist uralt und dieses Prinzip Fragen, aber mit dem Begründen wird es, glaube ich, noch mal stärker. Wir wissen nicht, in was für einer Situation Menschen sind. Deswegen ist eine Begründung sehr hilfreich und manchmal kriegen wir die Begründung auch nicht sofort auf dem Tablett geliefert. Mir fällt da eine schöne Geschichte ein, wo ich aufpassen muss, weil jedes Mal, wenn ich sie erzähle, obwohl ich die Geschichte ja schon kenne, mich die sehr emotional berührt, haben wir noch so viel Zeit über?

Volker: Die Geschichte nehmen wir jetzt noch mit.

Thomas: Okay. Und zwar geht es um folgende Situation, kennt vielleicht jeder. Du sitzt in der Bahn, musst irgendwo hinfahren bist vielleicht noch am Arbeiten. Es ist in so einem Zugabteil, so einem 6er Abteil, so ein geschlossenes Abteil mit sechs Sitzplätzen. Und willst du ein bisschen arbeiten oder hörst spannenden Podcast von Volker Pietzsch und dir gegenüber sitzt ein Mann mittleren Alters mit zwei kleinen Kindern, ein Mädchen und ein Junge, zwölf und acht Jahre alt, ungefähr geschätzt. Und die toben da rum und schreien. Und irgendwann steigen sie auf die Sitze. Und zwar auf deiner Seite, der Mann gegenüber, steigen auf deiner Seite auf den freien Sitzplatz neben dir, ziehen dir an den Ohren, ziehen an deiner Jacke, an den Hosen. Und irgendwann guckst du den Vater an und sagst, Entschuldigung, ganz ehrlich, das stört mich ein bisschen. Können Sie bitte Ihre Kinder so ein bisschen? Der Mann guckt die ganze Zeit aus dem Fenster, guckt dich an, sagt kein Wort und sagt den Kindern „Kinder!“. Und die Kinder sind tatsächlich auch ein bisschen ruhiger, aber es dauert noch keine Minute, dann fängt es wieder an das rum Geschreie und wieder und es wird noch schlimmer und sie kippen dein Getränk um, deinen Kaffee, und springen auf den Sitzen, sind ja gut gefedert bei der Bahn, rum und du bist total genervt und sagst, also ich habe es Ihnen ja schon mal gesagt, bitte sorgen Sie dafür, dass Ihre Kinder mal so endlich in Räson gebracht werden. Das ist ja unerträglich hier und der Mann guckt wieder vom Fenster zurück zu dir und sagt, ja, Kinder, bitte! Die Kinder hören kurz auf und drei Sekunden später noch schlimmer wie vorher. Und du fährst aus der Haut und sagst, ich hole den Schaffner. Also es geht ja nicht. Unverschämtheit! Und schnauzt den an. Bist so sauer, dass du das Gefühl hast, da jetzt auch handgreiflich werden zu müssen und du überlegst, darf man Kinder schlagen oder nicht? Wie war da die Gesetzeslage und so? Ich glaube, jeder kann sich in die Situation hineinversetzen und der Mann guckt wieder aus dem Fenster zurück. Schaut dich an und sagt, Sie haben völlig recht, Kinder, haltet euch mal zurück. Und dann guckt er dich noch mal an und sagt, wissen Sie, die Mutter der Kinder ist gerade gestorben. Und die Frage ist, wie fühlst du dich in diesem Moment? Also mir geht so was massiv unter die Haut und das können Begründungen machen. Und vielleicht hilft es eben auch, nicht nur Begründungen zu liefern, sondern auch zuzuhören und mal zu warten, bis Begründungen kommen. Und auch wenn sie nicht kommen, wir wissen nicht, was andere Menschen gerade durchmachen, was deren Intention ist, wie die aufgestanden sind, was sie gerade erlebt haben. Wir wissen es nicht. Das gibt eine gewisse Form von Freiheit und eine gewisse Form von ja, ich weiß nicht, das passende Wort ist das Wort Relaxedheit. Ist es das Richtige?

Volker: Es ist etwas, was uns da sind wir aber bei gesellschaftspolitischen Problemen. Es ist etwas, was insgesamt fehlt, ist die Toleranz in der Gesellschaft. Das heißt, wir alle müssen, glaube ich, einen größeren Schritt machen zu Dingen, die wir gerade noch ertragen können. Also auch die Position des Gegenübers, auch wenn sie manchmal unangenehm ist. Ich muss sie mir nicht zu eigen machen, aber wenn das die Position ist und es ist gerade noch so im Bereich, dass ich es ertragen kann, das ist halt Toleranz und da sind generell die Dinge enger geworden und das müssen wir wieder weiten, das ist ganz wichtig.

Thomas: Du hast vollkommen recht und es ist ein gesellschaftspolitisches Thema, wenn ich so die Diskussion sehe, wenn jemand Impfgegner ist und dem Mann begegnet, der sich impfen lässt und ich kenne die Begründung nicht, vielleicht ist er in Wirklichkeit auch Impfgegner oder sagt, ist mir eigentlich egal, ich würde mich nicht impfen lassen, aber vielleicht ist jemand in seinem näheren Umfeld, Verwandtschaft, ein Hochrisikopatient, der ihn gebeten hat, bitte lass dich impfen. Mir geht es dann besser so. Wenn wir so eine Begründung hören oder andersrum ich bin ein totaler Impfbefürworter und jemand lässt sich nicht impfen. Vielleicht gibt es eine Begründung dafür und die muss gar nicht medizinisch sein. Es ist egal. Jeder hat für sich seine Begründung. Und das ist so dieses ich glaube, das ist nicht tolerant, das ist Toleranzfähigkeit. Es geht ja gar nicht darum, dass ich sage, ich nimm deine Meinung an vom Gegenüber.

Volker: Darum geht es fast nie. Aber es geht darum, was kann ich ertragen an Positionen, die jemand anderes hat, wo ich gar nicht drauf reagieren muss. Ich sage einfach okay, ich toleriere es einfach, ist nicht mein Ding, aber es ist für mich noch im Bereich dessen, dass ich jetzt da nicht eingreifen muss oder irgendwas sagen muss. Punkt.

Thomas: Genau. Und dann, wenn wir das alle gegenseitig mehr machen würden, einfach diese sagen, geht nicht darum, dass du mich überzeugt, sondern es geht darum, dass du eine Position hast. Die kann ich akzeptieren aus deiner Sicht. Es ist nicht meine Position. Ich bin völlig anderer Meinung, aber ich akzeptiere, dass du eine andere Meinung hast. Ich glaube, das würde uns sehr viel weiterbringen.

Volker: Und tatsächlich haben wir das Thema hier drin. Aber wahrscheinlich ist es auch, dass es gesellschaftlich überall eine Rolle spielt. Mir ist doch jemand, der sagt, ich will das nicht, ich lasse mich nicht impfen, aber zum Beispiel ich gehe sorgsam mit Testen um und ich schaue, dass ich Dinge vermeide. So jemand ist mir doch genauso lieb, weil das ist genauso viel Verantwortung. Da muss man halt hinschauen.

Thomas: Es gibt für alles Argumente. Das brauchen wir gar nicht zu vertiefen. Für die eine Seite und für die andere Seite. Das ist, glaube ich, nicht unser Thema, sondern das Thema ist, dass man sagt, ja, der andere hat Argumente. Und wenn dieses Argument, was für mich vielleicht sogar unsinnig sein könnte, wenn das für den anderen Sinn macht, dann ist das sein Argument, was ihm eine Begründung liefert. Und das muss dann auch okay sein. Ich glaube, das müssen wir lernen, auszuhalten oder wieder lernen auszuhalten.

Volker: Ich glaube, wir waren gesellschaftlich weiter. Aber es ist natürlich auch und deswegen ist es auch ein unternehmerisches Thema, weil wir arbeiten mit Menschen jeden Tag und mit unterschiedlichen Positionen und da ist es halt wichtig, sowas immer gut auszuloten.

Thomas: Ja, und schlagen wir den Bogen zurück zu dem Unternehmertum, wenn ich eine Antwort bekomme, eine Mail oder eben keine Mail und SMS oder irgendwie in einem Gespräch irgendwas eskaliert. Wir wissen nicht, wie derjenige aufgestanden ist, was der am Vorabend erlebt hat, was der am Morgen für den Brief geöffnet hat mit einer Hiobsbotschaft.

Volker: Welche Probleme da sind, ja.

Thomas: Welche Probleme da sind, welche Liquidität jetzt plötzlich unerwartet kommt, weil irgendetwas dazwischengekommen ist, oder irgendeine Zahlung oder wir wissen es einfach nicht. Und vielleicht deswegen die Reaktion. Und es braucht halt dann ein Blitzableiter. Und vielleicht stehen wir jetzt gerade hier an der Stelle und sind Blitzableiter. Das können wir natürlich sauer sein und sagen, wieso lässt er seinen Frust an mir aus? Ja, das ist eine berechtigte Sichtweise. Aber wenn wir uns mal ein bisschen frei machen davon und sagen, wir wissen nicht, vielleicht hat das einen großen Impact auf das, was er gerade erlebt hat, fällt mir meine Frau ein. Meine Frau fährt einen sehr speziellen Stil beim Autofahren. Die fährt nicht aggressiv und sehr vorsichtig. Aber sie hat, das ist glaube ich, ihre Art und Weise so ein bisschen Luft abzulassen, sie fährt fluchend Auto, niemand kann ihr gerecht werden. Mal fährt er zu schnell, mal zu langsam, mal fährt er nicht richtig, mal fährt er nicht schnell genug los, wenn die Ampel grün wird. Also es gibt immer was zu meckern und zu fluchen und ich glaube, sie braucht das. Und es ist so eine Geschichte. Ich sitze auf dem Beifahrersitz, wohlgemerkt, weil ich fahre ihr Auto nicht gerne, das ist mir zu groß und ich sitze auf dem Beifahrersitz. Sie fährt bei uns hier im Ort durch eine kleine Straße, die relativ eng ist und vor uns fährt ein Wagen, älteres Baujahr, der mit 15 Stundenkilometer dahinkriecht. Ich meine, viel schneller wie 25, 30 km/h kann man da nicht fahren. Das ist schon die Höchstgrenze. Vielleicht zwanzig. Aber es war ihr einfach zu langsam und ich kann es gar nicht nachmachen. Kann der nicht schneller und los jetzt. Wir haben doch auch nicht alle Zeit. Wohlgemerkt, es war sonntags nachmittags. Wir hätten alle Zeit gehabt. Aber aus Prinzip geht das so. Und dieser Mensch in diesem Fahrzeug hält beim ersten Parkplatz auf der rechten Seite an. Meine liebe Frau fährt vorbei, guckt ins Auto, sitzt ein älterer Herr drin. Und in diesem Moment, so viel zum Thema Begründung, er hat ja gar nichts gesagt. In diesem Moment guckt sie in das Auto rein, sieht diesen älteren Menschen und die Stimmung kippt total. Von dieser so halbwegs Aggressivität, dieser lauten Dominanz sage ich mal, das ist nicht wirklich aggressiv, ist schon fast spaßig, wechselt das sofort und sagt, ach guck mal, der weiß bestimmt nicht, wo er hin soll. Also es ist jetzt wirklich kein Witz, dass mein tiefster voller Ernst, sie hätte am liebsten angehalten, wäre ausgestiegen und hätte diesem alten Menschen geholfen, dass sie gefragt hätte, wo wollen Sie denn hin? Kann ich Sie unterstützen? Und das ist so toll, weil sie hat sich selber die Begründung gegeben und ich glaube, sie arbeitet so ein bisschen dran, dass sie diese Begründung immer vorher. Wir wissen nicht, warum der so langsam fährt. Vielleicht ist er fremd, vielleicht ist es ein Depp. Ja, kann sein, aber vielleicht ist ihm gerade nicht gut. Oder er sucht irgendwas und das haben wir doch auch alle schon erlebt. Wenn wir irgendwo eine Hausnummer suchen, können wir nicht mit drei Stundenkilometern durch die Straße fahren. Es geht nicht, da sehen wir die Hausnummer nicht. Und viele Hausnummern sind auch nicht so beschriftet, dass man sie sofort sieht. Also wenn wir sagen diese Fragen, wie du gesagt hast, ask, die Begründung dazu. Vielleicht hilft es uns, wenn wir sagen, es gibt bestimmt eine sinnvolle Begründung. Und wir dem anderen einfach mal unterstellen, dass das, was er tut, eine sinnvolle Begründung innehält. Und ich glaube, dass es wirklich Sinn macht, Fragen zu stellen. Ich glaube, dass es Sinn macht, die Fragen zu beantworten und dabei wünsche ich unseren Zuhörern und Zuhörerinnen allzeit viel, viel Mut. Bleiben Sie mutig!