Was du ererbt hast, von den Vätern, erwirb es, um es zu besitzen (J.W.v. Goethe)
Die Wurzeln
Bäuerlich sind meine Wurzeln. Bauern und Bäuerinnen waren alle meine Ahnen. Ich trage es in mir, das Bauerndasein: die Erinnerung an den Duft der frühlingshaften Erde, den Jubel über die herrliche Erdbeerzeit, die Wärme der Sonne und die Freude über die Fülle der Feldfrüchte, den Schweißgeruch der Arbeit, den Dunst des Herbstes und die Eile, alles einzuholen vor dem ersten Frost.
Das Erdverbundene ist mein Erbe, aber auch die verborgene Sehnsucht nach Flügeln wurde mir mitgegeben. Was beflügelt mich? Und wie kann ich wegfliegen mit Stiefeln, die schwer sind von schlammiger Erde?
Hart lastet dagegen das Erbe des christlichen Evangeliums auf mir: Die Frohe Botschaft, die es nie vermochte, mich froh zu machen. Oder war es doch meine Schuld? Nie konnte ich Jesus von Herzen danken, nie sein Opfer freudig annehmen. Diese Schuld drückte mich ebenso nachhaltig wie die Bankschulden meines Vaters.
Aber die reichhaltige Nachlass-Truhe hält auch Schätze bereit: Meine Mutter schenkte mir ihre Bereitschaft, sich verunsichern zu lassen in ihrem angestammten Glauben und das Bedürfnis, den Dingen auf den Grund zu gehen.
Mein Vater gab mir sein bissiges Misstrauen gegen alle Ideologien der Welt mit auf den Weg und beide Ahnenfamilien machten mir das in Deutschland überaus seltene und doch so kostbare Geschenk, keine Nazis gewesen zu sein. Aus religiösen Gründen waren beide Großelternpaare gegen Hitler.
Hierin und in der tiefen Menschlichkeit meiner Stammfamilie beginnt für mich die Aussöhnung mit der christlichen Religion.
Der Weg
Mit dieser gemischten Hinterlassenschaft ging ich hinaus in die Fremde und begann mit der schmerzhaften Suche nach mir selbst. Im kirchlichen Studium von Diakonie und Religionspädagogik suchte ich nach Antworten des Glaubens.
Auch in jahrelangen Reisen um die Welt suchte ich, aber da ich nicht genau wusste wonach, ging ich wieder heim. Die feministische Theologie zog mich zeitweilig in ihren Bann aber noch immer blieb eine Leere zurück, die ich nicht zu benennen vermochte.
Zwei kleine Bücher teilten dann mein Leben in vorher und nachher. »Das Schwarzmond-Tabu« von Jutta Voss brachte die Wende. Über die kulturelle Bedeutung des weiblichen Zyklus hatte Frau Voss geforscht und mit jeder Seite, die ich las, atemlos mit großen Augen und offenem Mund, fiel ein weiterer Schleier von meinen Augen.
Es war ein Nachhause-Kommen. Frauen haben Wurzeln in der Religionsgeschichte und es sind tiefe und sehr alte Wurzeln.
Das andere lebenswendende Buch war: »Eros und Religion« von Walter Schubart. Sein Geist überschwebte eines der dunkelsten Zeitalter Europas. Mit einem menschlichen und philosophischen Tiefgang, der seinesgleichen noch immer sucht, legte er im Jahr 1942 den Finger auf eine klaffende Wunde.
Schließlich konnte ich das Erbe meiner Ahnen doch noch erwerben, also für mich nutzen, indem ich sortieren lernte: wegwerfen, was mir geschadet hat und behalten, was mein Leben stärkt.
Ein Herantasten war es zunächst – an meine vollständiger gewordene Weiblichkeit, an meine Sinnlichkeit und eine tiefere Sexualität, an einen authentischen spirituellen Weg ohne Ideologie, an einen neuen Partner und nicht zuletzt an einen neuen Beruf, der all das vereinen sollte, was mich ausmachte.
Kirchliche Sozialarbeit mit körperbehinderten Jugendlichen ging fast nahtlos in die Tätigkeit als Tantramasseurin über und dann als Unternehmerin in dieser neuen Branche. Zwei große Tantramassage-Institute habe ich aufgebaut in Deutschland und in der Schweiz.
Die roten Fäden
Gleich zwei rote Fäden ziehen sich durch mein Leben, mein Handeln und nun durch mein Schreiben.
Es lockt mich, im einfachsten Leben das Shakespear’sche Drama herauszufiltern. Über Menschen will ich schreiben, über ihr Leben und ihr Sterben, ihre Hoffnungen und Sorgen, ihre Abstürze und ihre kurzen Siege und immer wieder über ihre allzu oft verborgene Liebe.
Der andere rote Faden ist der geistige und spirituelle Raum, den ich stetig erweitert habe und noch immer erweitere. Auch davon will ich in meine Bücher einfließen lassen. Zu berühren und zu inspirieren, das sind meine treibenden Kräfte.
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